Die Arena halte ich für einen Roman, den King kaum toppen kann. Das Phantastische ist ganz auf das Nötigste reduziert, es wird nur gebraucht, um eine Versuchsanordnung zu ermöglichen: eine Kleinstadt in der Provinz, die von der Außenwelt abgeschottet ist. Alles, was innerhalb dieser Abschottung geschieht, ist völlig frei von Phantastik.
Ich habe auch kaum einen Roman von King gelesen – außer vielleicht „In einer kleinen Stadt“ – bei dem mir sowenig überflüssiger Detailreichtum aufgefallen ist, obwohl es sich mit fast 1300 Seiten um einen der umfangreichsten Romane Kings handelt. Ich sage nicht, daß es Überflüssiges nicht gibt, ich sage nur: Wenn es Überflüssiges gibt, ist es so bruchlos mit dem Gang der Geschichte verschmolzen, daß es mir nicht unangenehm aufgefallen ist. Bei diesem Roman bekam ich keine Kürzungsphantasien – höchstens bezüglich der ersten drei Seiten.
Ich finde diesen Roman den Beklemmensten von allen Romanen Kings die ich kenne. Hier braucht King keine Gespenster, keine Vampire, Zombies und Ekelmonster um Schrecken zu verbreiten. Der Horror entsteht allein daraus, daß Menschen, die sich in religiös-fundamentalistischem Sinne selber für die Guten halten (aber seit langem für ihre Kirche organisierte Kriminalität betreiben), mit Machtmißbrauch und Korruption ein faschistisches Regime aufbauen und mit Fake-News und Propaganda alle, die Fragen stellen, als Terroristen oder Sicherheitsrisiko diskreditieren und ausschalten können. Beklemmend an dem Roman ist, beispielhaft zu erleben, welche Macht durch Fakes erzeugt werden kann, und wie hilf- und machtlos die Wahrheit dagegen ist.
Und das alles ist nicht weniger packend und spannend geschrieben als die phantastischsten Geschichten Kings!
Ich dachte an die Trump-Administration aber wurde stutzig als ich das Entstehungsdatum sah: 2009. Tatsächlich porträtiert King in diesem Roman die Verlogenheit die bereits die Bush-Administration aufwies!
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