Kunst hat was mit Stringenz zu tun, nicht mit Schnörkelei.
Das brilliante Spiel der Schauspieler und der interessante Plot der Geschichte entschädigten für den mißlungenen Rest. Die Verbindung des humorigen mit dem tragischen Element ist fehlgeschlagen: Die Grausamkeit wurde banalisiert. – Dazu trugen auch Kameramätzchen bei, die einfach deplaziert wirkten: wie z.B. das nächste Mordopfer durch ein durchschossenes Buch ins Visier zu nehmen. Prinzipiell gilt: Witzige und kreative Kameraeinstellungen sind weder witzig noch kreativ, wenn sie unnötig sind. Sie verbiegen dann einfach den Ablauf, etwa wie ein Pianist, der rauskommt.
Lehrreich an dem Film ist, wie Form Inhalt deformieren kann: das raffinierte Zitatspiel wird zum Selbstzweck und benutzt die tragischen und grausamen Inhalte als Staffage. – Lehrreich wäre hier ein Vergleich mit der „klassischen Walpurgisnacht“ aus Faust II, in der Goethes Rückgriff auf die griechische Mythologie ja ebenfalls eine Art Zitatspiel ist.
Wer Klassische Musik zur Untermalung seines Films einsetzt muß aufpassen: der Film muß dann richtig gut sein! Mir geschahs, daß ich jedesmal am liebsten den Film abgestellt und die Musik weiter gehört hätte.
Es ist immer ein Zeichen von Dilettantismus, klassische Musik als Filmmusik zu benutzen. Das Geringste ist noch, daß es den Eindruck erweckt, als wolle da jemand mit fremden Federn seinen Film aufwerten. – Solche Filme sollte man sich nicht anschauen, weil die Gefahr besteht, daß man sich über Assoziationsbildungen die Musik verdirbt: An einer bestimmten Stelle einer Sinfonie kommt einem dann immer der Film in den Sinn… – Es ist ein Eingriff in die Autonomie eines Kunstwerks, es zur akustischen Kulisse eines Films zu degradieren!
Daß die Kritik über wiegend begeistert auf diesen „Tatort“ reagiert, zeigt höchstens die Erleichterung darüber an, daß im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk endlich mal was Ungewöhnliches und Überraschendes geschieht…